Vergeltung by Julie Hastrup

Vergeltung by Julie Hastrup

Autor:Julie Hastrup [Hastrup, Julie]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783492954006
Herausgeber: Piper Taschenbuch
veröffentlicht: 2012-01-15T14:43:28+00:00


Die Meldung kam um 18.03 Uhr herein. Rebekka saß allein in ihrem Büro im Polizeipräsidium und schrieb ihre Notizen über den Besuch bei Sanna Gudbergsen ins Reine, als der wachhabende Beamte sie anrief. Sie begriff, dass ein zweijähriges Mädchen aus dem Supermarkt Bilka verschwunden war, während es mit seiner Mutter dort einkaufen war.

»Das Erschreckende ist, dass das Kind auch Anna heißt«, sagte er, und Rebekka sprang von ihrem Stuhl auf, griff nach Jacke und Tasche und lief aus dem Zimmer hinunter zu ihrem Auto. Die Information beunruhigte sie zutiefst, und sie drückte das Gaspedal durch.

Der Bilka lag am Søndre Ringvej und war der größte Supermarkt dieser Kette in Jütland. Er erstrahlte wie ein riesiger, gelber Legoklotz in der einsetzenden Dämmerung. Als Rebekka auf den Parkplatz fuhr, sah sie, dass bereits ein Krankenwagen und zwei Polizeiautos vor Ort waren und eine Hundestaffel vor dem Eingang Stellung bezogen hatte. Viele Kunden standen vor dem Laden und glotzten neugierig durch die Glastüren, während drei Polizisten mit Absperrband herumliefen, damit kein Auto unbeobachtet den Parkplatz verlassen konnte. Ein Autofahrer versuchte trotzdem, sich an der Absperrung vorbeizumogeln. Rebekka lief zu dem Auto, klopfte an die Fensterscheibe und machte dem Fahrer ein Zeichen, das Fenster herunterzulassen. Ein feister Mann mittleren Alters mit einem breiten, rosigen Gesicht und feinen Bartstoppeln starrte sie verärgert an. Widerwillig ließ er das Fenster herunter.

»Ich muss nach Hause«, brummte er.

»Das wird wohl noch etwas dauern. Ein kleines Mädchen ist verschwunden, und alle hier müssen erst einmal warten«, antwortete sie und sah ihn kühl an. Einen Augenblick starrten sie sich an, dann stöhnte der Mann hitzig auf und setzte das Auto mit kreischenden Reifen zurück in die Parklücke. Er verschränkte die Arme und starrte wütend vor sich hin.

Rebekka ignorierte ihn und stürzte zum Haupteingang. Im gleichen Moment trafen Teit Jørgensen, Michael und David ein. Susanne war bereits mit vier Polizisten im Laden. Sie teilten die Kunden und das Personal in Gruppen ein und nahmen die Namen auf.

Rebekka bekam Susanne zu fassen.

»Wo ist die Mutter?«

»Sie heißt Katrine Jelager und sitzt im Personalraum«, antwortete Susanne und zeigte auf eine Tür hinten im Laden. Rebekka ging auf die Tür zu, klopfte und trat in eine Art Frühstücksraum für das Personal. Offensichtlich wurde hier alles getan, damit die Angestellten sich in ihrer Pause wohlfühlten. Der Raum war groß. Um einen langen Tisch aus hellem Holz stand eine Gruppe von Stühlen in einem klaren Blauton. Die Wände zierte eine Serie gerahmter Arnoldi-Lithografien in fröhlichen Farben. In einer Ecke saß eine junge blasse Frau mit langen blonden Haaren. Sie zitterte leicht. Sie war in eine graue Sanitätsdecke eingepackt. Ihre Augen waren geschlossen, die blassen Lippen fest zusammengepresst. Neben ihr stand ein Sanitäter und telefonierte. Sein Kollege sprach mit einem rundlichen jungen Mann in einem lässigen hellen Anzug, von dem Rebekka annahm, dass er der Filialleiter war. Sie stellte sich vor und hockte sich vor die junge Frau.

»Hallo, Katrine, ich heiße Rebekka und bin von der Polizei. Ich werde Ihnen helfen, Ihre Tochter Anna zu finden.«

Katrines rechte Augenbraue zitterte leicht, als Rebekka den Namen der Tochter erwähnte, doch ansonsten erfolgte keine Reaktion.



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